Christoph Aßmann neuer TTSV-Chef /
Chinesen waren sagenhaft - Martin Aßmann blickt auf 22 Jahre
als TTSV-Vorsitzender zurück

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Christoph Aßmann ist neuer Vorsitzender des TTSV Schloß Holte-Sende. Auf der Jahreshauptversammlung gestern Abend löste Aßmann seinen Vater Martin an der Spitze des Tischtennisvereins ab. Dieser bekleidete sein Vorstandsamt 22 Jahre lang. Den ausführlichen Bericht über die Jahreshauptversammlung des TTSV lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.

Westfalenblatt - Artikel vom 15.02.2008


„Ich habe mein Ziel erreicht“

TISCHTENNIS: Christoph Aßmann übernimmt intakten Verein

VON EIKE J. HORSTMANN

Schloß Holte-Stukenbrock. „Ich hatte es mir leichter vorgestellt“, sagt Martin Aßmann, dem auch einen Tag nach seinem Rücktritt als Vorsitzender des  TTSV Schloß Holte-Sende die Rührung über den wohl bewegendsten Moment der Jahreshauptversammlung seines Vereins anzumerken ist. Nach 22 Jahren in Amt und Würden zog der 58-Jährige einen Schlussstrich – und gab den Stab an seinen Sohn Christoph weiter.

Der wurde von den Mitgliedern zum neuen und mit 26 Jahren wohl jüngsten Vereinsvorsitzenden der Stadt gekürt. „Es ist für mich eine riesige Ehre“, sagt Aßmann jun.: „Deshalb habe ich auch keine Sekunde gezögert, als mir der Posten angeboten wurde.“ Er ist in der 44-jährigen Geschichte erst der dritte Vorsitzende des  TTSV, vor Martin Aßmann lenkte Günther Dreismickenbecker die Geschicke der Tischtennisspieler.

Der scheidende Vorsitzende übergibt seinem Sohn einen intakten und erfolgreichen Verein, der mit seinen zwei Oberliga-Teams der erfolgreichste des Kreises ist. Die ersten Mannschaften waren auch stets die Herzensangelegenheit von Martin Aßmann. „Ich fühle mich am Ziel angekommen“, sagt der Senior: „Ich kann mit gutem Gewissen abtreten.“ Dazu trug auch die Laudatio des Kreisvorsitzenden Ralf Bonen bei – und die Ernennung zum ersten Ehrenvorsitzenden des  TTSV. „Da waren wir uns schnell einig, das hat er für sein Lebenswerk einfach verdient“, lobt der neue Vorsitzende seinen Vorgänger.

Ganz verschwindet Martin Aßmann aber nicht, er wird seinem Sohn als Teil des neuen Vorstands mit Rat und Tat weiter zur Verfügung stehen. Er übernimmt den Posten des Geschäftsführers, Helmut Lüke rückt für Christoph Aßmann auf die Position des stellvertretenden Vorsitzenden nach. Marion Aßmann wurde zur Sportwartin gewählt, Kerstin Jürgens ist neue Nachwuchswartin des  TTSV. Im Amt bestätigt wurden Kassierer Andreas Menke und Pressewart Wilfried Teders. „Das ist ein starkes Team“, sagt Christoph Aßmann: „Ich bin mir sicher, dass das klappen wird.“ Er selbst fühlt sich durch die vergangenen zwei Jahre, in denen er als Stellvertreter seinem Vater über die Schulter gucken durfte, gut auf die Aufgabe vorbereitet.

In dieser wird er seinen Augenmerk zukünftig vermehrt auf die Nachwuchsarbeit richten. „Das ist die Basis eines Vereins und damit das Wichtigste“, betont der seit 1989 im  TTSV spielende Vereins-Chef. Langfristig sollen junge Talente aus Schloß Holte-Stukenbrock in den Liga-Betrieb integriert werden, da diese eine engere Bindung zum Verein haben. „Außerdem will ich vermehrt junge Leute für die Vorstandsarbeit gewinnen.“ Als neuer Vorsitzender durfte Christoph Aßmann gleich fünf Mitglieder für langjährige Treue ehren. In Abwesenheit wurde Nico Frielinghaus für sein silbernes Vereinsjubiläum ausgezeichnet, Sven-Erik Saupe, Nina Brummel, Metin Kaya und Franco Strauß sind seit einem Jahrzehnt im  TTSV aktiv.

© 2008 Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt (SH), Samstag 16. Februar 2008



Chinesen waren sagenhaft

Martin Aßmann blickt auf 22 Jahre als TTSV-Vorsitzender zurück

Von Jens Brinkmeier

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Auf 22 Jahre als 1. Vorsitzender des TTSV Schloß Holte-Sende blickte Martin Aßmann im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT zurück. Einen der Höhepunkte erlebte der 58-Jährige gleich im ersten Jahr seiner langen Amtszeit.

1986 war die chinesische Tischtennis-Nationalmannschaft in der Sommerpause in Europa und auch in Deutschland zu Besuch und spielte einige Matches gegen deutsche Teams. Nach einem Duell gegen eine Europaauswahl in München mussten die zehn Spieler aus dem Reich der Mitte nach Hamburg und suchten auf ungefähr der Hälfte der Strecke nach einer Übernachtungsmöglichkeit und der Chance, Tischtennis zu spielen. Martin Aßmann bekam über den Ausstatter Wind von der Sache und musste mit seinem Verein innerhalb einer Woche alles auf die Beine stellen.

Dank der großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde, die für Verpflegung und Übernachtung aufkam, konnte der TTSV dieses Event stemmen. »Ich weiß bis heute nicht, wie das möglich war. Die Chinesen kosteten eigentlioch 20 000 D-Mark, wir haben trotzdem am Ende 1 000 Mark Gewinn eingestrichen. Das war sagenhaft, die Chinesen spielten an einem Donnerstag vor 300 Zuschauern in der gerade neu gebauten Pollhanshalle«, erinnert sich Martin Aßmann gerne zurück.

Zwei Tage später, die Gäste waren inzwischen nach Hamburg weiter gereist, sah er zufällig einen Bericht im NDR Fernsehen, in dem der chinesische Delegationsleiter interviewt wurde. »Der erzählte, er sei mit seiner Mannschaft Donnerstag irgendwo auf dem Land gewesen und hätte vor 300 Leuten gespielt. Er wusste nicht mehr, wo genau das war, aber es sei klasse gewesen«, so Aßmann. Der Erfolg dieser Veranstaltung habe mit seiner Person aber wenig zu tun gehabt, meint der Finanzbeamte bescheiden. »Das war eine Riesensache, die mir praktisch in den Schoß gefallen ist«, erklärt er.

Es sei nicht einfach gewesen, den Posten des 1. Vorsitzenden nach 22 Jahren aufzugeben. »Ich bin sowohl mit dem Posten als auch mit dem Verein emotional sehr verbunden«, sagt Martin Aßmann, der 1986 mit nur 32 Jahren einer der jüngsten Vereinsvorsitzenden im Kreis war. Natürlich hätte er auch noch weiter machen können, um mit einer »runden« Zahl abzutreten: Im Alter von 60 Jahren oder nach 25 Jahren als Vorsitzender. Doch persönliche Meriten stehen bei ihm nicht an erster Stelle.

»Mit meinem Sohn Christoph steht genau jetzt ein sehr guter Nachfolger parat, diesen Zeitpunkt wollten wir nicht verstreichen lassen. Ich muss an das Wohl des Vereins denken. Christoph kann den Job machen, warum sollte er dann nicht? Schließlich war er jetzt zwei Jahre 2. Vorsitzender, wir haben seinen Aufstieg schon länger vorbereitet«, verrät Martin Aßmann. Sein Sohn ist mit 26 Jahren noch zehn Jahre jünger als der Vater bei seinem Amtsantritt. Insgesamt ist der Junior erst der dritte 1. Vorsitzende in der Geschichte des TTSV, vor Martin Aßmann hatte Günther Dreismickenbecker dieses Amt ebenfalls genau 22 Jahre inne. »Da weiß ich ja, wie lange ich es mache«, scherzt Christoph Aßmann, der bei EK in Bielefeld in der Finanzbuchhaltung arbeitet.

»Mein Hauptaugenmerk lag auf der ersten Herren- und der ersten Damenmannschaft, die wollten wir immer möglichst hoch spielen haben. Das hat speziell bei den Herren auch meist gut geklappt, die Damen sind seit ein paar Jahren auch immer weiter nach oben gekommen«, sagt Martin Aßmann. Die Aushängeschilder des Vereins spielen derzeit beide gute Rollen in der Oberliga.

Vor einem Jahr musste ein großer Umbruch bewältigt werden, das hat der Verein mit Martin Aßmann an der Spitze geschafft. Deshalb sagt er jetzt: »Alle Baustellen sind beseitigt, es herrscht Ruhe im Verein. Ich kann guten Gewissens abtreten.« Aber niemals geht man so ganz, auf der Jahreshauptversammlung am vorigen Donnerstag wurde der 58-Jährige zum neuen Geschäftsführer gewählt. Zudem wurde ihm der Ehrenvorsitz übertragen.
»Das hat er sich absolut verdient, der TTSV ist sein Lebenswerk«, lobt der Nachfolger seinen Vater. Christoph Aßmann betont, dass »es wichtig für mich war, dass Martin aus freien Stücken aufhört, ich habe nicht an seinem Stuhl gesägt«. Auf ihn kämen mit seinen 26 Jahren schwierige Aufgaben zu, und »ich werde sicher auch Fehler machen. Aber ich habe ein gutes Team an meiner Seite und ich versuche, dieser ehrenvollen Aufgabe gerecht zu werden«, erklärt der neue TTSV-Chef, der seit 1989 im Verein ist.
Sein größtes Anliegen sei es, die Nachwuchsarbeit im TTSV zu verbessern. Der Nachwuchs sei das Wichtigste, »das ist unsere Basis. Es muss unser Ziel sein, Spielerinnen und Spieler aus der Jugend in die ersten Mannschaften hoch zu ziehen, so dass wir weniger auf externe Akteure setzen müssen«, so Christoph Aßmann, der sich weiter auf die Hilfe seines Vaters verlassen kann. »Wenn er mich braucht, werde ich helfen. Ich bin aber nicht der heimliche Macher des Vereins«, stellt Martin Aßmann klar.


Westfalenblatt - Artikel vom 18.02.2008